Schlagbaum Bethlehem

Krippenspiel von Frithjof Grabe

PERSONEN:

Maria, Josef, Caspar, Melchior, Balthasar, Hirte Simeon, Hirte Noah, Hirte Amos, Hirte Marta, Hirte Rut, Jana, Wirtin, Soldat, Oktavius, Darius, Engel Gabriel, Engel

1. Szene:

linke Bühne erleuchtet. Ein römischer Soldat tritt auf, entrollt eine Schriftrolle.

Soldat 1: Der römisch Kaiser Augustus befiehlt: Eine neue Abgabe wird Judäa und Israel erhoben um den Ausbau der Straßen, der Wasserversorgung, der Abwasserentsorgung sowie die öffentlich Verwaltung zu fördern.
Um die Abgabe festlegen zu können, hat sich jeder Mann in seiner Geburtsstadt einzufinden. Dort hat sich jeder Mann in die Listen der römischen Verwaltung einzutragen. Gesetz des römischen Kaisers Augustus.

Der Soldat rollt die Rolle wieder zusammen. Maria kommt verwirrt auf die Bühne. Hinterdrein auch Josef.

Maria: Moment mal, was soll das heißen?

Soldat 1: Das heißt, dass dein Mann in seine Heimatstadt reisen muss.

Maria: Das ist einmal quer durch das ganze Land.

Soldat 1: Ja und?

Maria: Durch die Wüste, über das Gebirge.

Soldat 1: Ja und?

Josef: Bis wann müssen wir und denn eingetragen haben?

Soldat : 

(guckt wieder in seine Liste) Steht nicht so genau drin. Sofort würde ich sagen.

Josef: Aber nach Bethlehem ist es eine drei Tages Reise. Mindestens. Und sehen sie Maria an. Sie ist schwanger. Für sie ist so eine Reise noch beschwerlicher. Das dauert noch länger.

Soldat 1: Ja und? Dann würde ich mich mal beeilen.

Soldat 1 ab.

Maria: Wie soll ich denn diese Reise überstehen.

Josef: Das wird schon Maria. Ich helfe Dir.

Maria: Da sind wir mindestens fünf Tage unterwegs.

Josef: Es wird schon noch reichen. Komm, wir gehen nach Hause.

Maria: Warum musst du denn aus Bethlehem stammen?

Josef: Alle meine Vorfahren lebten dort.

Maria: Warum bist du dann nicht dort geblieben?

Josef: Dann hätten wir uns nicht kennen gelernt.

Maria: Das ist auch wieder richtig.

Maria und Josef ab.

2. Szene:

Straße vor der Stadt. Ein Schlagbaum. Zwei römische Soldaten stehen davor und bewachen den Schlagbaum.

Oktavius: Darius, gib mir mal die Wasserflasche bitte.

Darius reicht Oktavius die Wasserflasche

Oktavius: Danke. Heute kommen wir hier nicht mehr weg. Fürchte ich.

Darius: Das fürchte ich auch.

Eine Frau (Jana) erscheint, mit einem Bündel auf der Schulter.

Darius: Halt! Wohin willst du?

Jana: In die Stadt.

Darius: Wohnst du dort?

Jana: Nein. Ich komme wegen der Volkszählung. Und wegen einiger Geschäfte.

Darius: Hast du einen Platz in einer Herberge?

Jana: Ja, hab ich. In der Taverne Genezareth.

Jana kramt einen Zettel aus der Tasche und hält sie Darius hin.

Darius: In der Spelunke. Pfui Teufel.

Jana: Es gab nichts anders mehr.

Darius: Na dann, viel Spaß in Bethlehem.

Oktavius öffnet den Schlagbaum. Jana geht drunter durch in die Stadt. Nachdem Jana weg ist spricht Darius wieder.

Darius: Eine schwachsinnige Idee mit der Volkszählung. Es kommen so viele Leute aus Bethlehem. Die kommen in der Stadt gar nicht unter.

Oktavius: Ach was. Natürlich würden alle unterkommen. Bethlehem ist groß. Man muss ein bisschen Fantasie haben, um die Leute unterzubringen.

In den Gasthäusern sollen sie enger zusammenrücken. Zwei Leute pro Bett geht locker.

Darius: Das sind doch lauter Fremde.

Oktavius: Ja und? Und auf dem Boden würde es auch gehen. Und auf den Hausdächern ist auch Platz.

Darius: Und unter den Bäumen auf den Plätzen, oder wie?
Wenn man die Menschen so eng zusammenpfercht, dann gibt es Mord und Totschlag.

Oktavius: Ja und? Es müssen sich halt alle mal zusammen reißen.

Darius: Die Nachbarn der Gasthäuser beschweren sich jetzt schon über die vielen fremden Leute. Sie beklagen, dass dadurch ihre Lebensqualität sinkt.

Oktavius: Ja und? Die vielen Fremden sorgen dafür, dass es in Bethlehem genug Arbeit gibt. Vergiss doch das Geschwätz.

Darius: Und wenn es dann Unruhen gibt, müssen wir wieder den Kopf hinhalten und für Ruhe sorgen.

Oktavius: Da hast du auch wieder recht. Da ist es einfacher, die Leute gleich draußen zu halten. Da kommen wieder welche.

Darius: Du bist dran.

Oktavius sieht Darius grimmig an. Eine Gruppe Hirten erscheint vor der Schranke. Die Hirten haben Käse, Schaffelle und Milch dabei.

Oktavius: Wo wollt ihr hin?

Simeon: In die Stadt.

Oktavius: Geht nicht. Ist voll in der Stadt. Wir dürfen keinen reinlassen.

Hirte II: Aber wir wollten unsere Sachen verkaufen.

Oktavius: Ja und? Geht nicht. Ist voll in der Stadt.

Hirte II: Wir wollen auf den Markt.

Oktavius: Habt ihr einen zugewiesenen Standplatz auf dem Markt?

Simeon: Nein. Das haben wir noch nie gebraucht. Wir stellen uns einfach an eine Ecke und bieten unsere Sachen an.

Oktavius: Geht nicht. Alle Ecken sind voll. Ohne Standplatz kommt ihr nicht rein.

Simeon: Das heißt, nur die reichen Händler kommen rein?

Oktavius: Ja!

Hirte II: Dürfen wir dann hier den Reisenden etwas anbieten?

Oktavius: Nein. Handel ist nur auf dem Marktplatz erlaubt.

Simeon: Und jetzt?

Oktavius: Jetzt geht ihr wieder nach Hause.

Hirte III: Ihr Römer tut immer so, als ob ihr eine Wohltat für das Land wäret. Aber das seid ihr nur für die Reichen. Wir armen Hirten haben das Nachsehen.

Oktavius: Ja und? Jetzt macht keinen Ärger und verzieht euch.

Die Hirten kehren um und gehen.

Oktavius: Die könnte man ruhig reinlassen. Die machen doch nichts.

Darius: Nene, vor den Hirten haben die in der Stadt alle Angst. Vor allem, wenn es so voll ist.

Oktavius: Was sollten die den tun. Sie wollen ihren Käse verkaufen.

Darius: Sie stehlen, sind gewalttätig und stinken.

Oktavius: Hmm. Bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig, wenn sie ihren Käse nicht verkaufen dürfen.

3. Szene:

Oktavius: Da sind wieder welche. Du bist dran.

Darius sieht Oktavius grimmig an.Maria und Josef erscheinen mit ihren Reisebündeln schweren Schrittes auf der Bühne.

Darius: Halt, wo wollt ihr hin?

Josef: In die Stadt. Wir sollen uns in die Listen eintragen.

Darius: Habt ihr eine Buchungsbestätigung für eure Unterkunft?

Josef: Eine was?

Darius: Wo wollt ihr schlafen?

Josef: Das wissen wir noch nicht. Wir müssen uns noch eine Herberge suchen.

Darius: Da habt ihr wohl Pech. Wenn ihr nicht wisst, wo ihr schlafen könnt, dürft ihr nicht rein.

Josef: Aber wie sollen wir denn einen Platz in der Herberge finden, wenn wir nicht in die Stadt dürfen.

Darius: Das ist leider euer Problem.

Oktavius: Darius! Schau dir mal die Frau an. Sie ist schwanger. Drück mal ein Auge zu.

Darius: Ja und? Nein, das wäre ja noch schöner. Nichts gibt's. Die beiden bräuchten ja dann einen Platz mit medizinischer Betreuung. Die sind noch seltener.

Josef: Aber bitte, wir sind doch nur gekommen, weil Kaiser Augustus es befohlen hat.

Darius: Ja und? Das war vor einer Woche. Da hättet ihr euch beeilen müssen. Vor drei Tagen war die Stadt noch offen.

Josef: Aber Maria kann nicht so schnell. Sie ist doch schwanger.

Darius: Ja und? Das ist dann wieder Pech.

Josef: Und wie sollen wir uns in die Listen eintragen, wenn wir nicht in die Stadt dürfen?

Darius: Ich gebe zu, da haben unsere Regularien ein kleine Schwäche. Aber das muss die Politik regeln.

Maria: Wo sollen wir hin?

Darius: Irgendwo auf dem Feld, findet ihr sicher einen Platz.

Maria und Josef gehen zur Seite und setzen sich.

4. Szene:

Darius: Da kommen wieder welche. Du bist dran.

Oktavius sieht Darius grimmig an. Die drei Weisen aus dem Morgenland erscheinen.

Oktavius: Halt! Wo wollt ihr hin?

Balthasar guckt in den Himmel und sucht. Zeigt dann in Richtung des Sterns, senkrecht nach oben.

Balthasar: Da hin!

Oktavius: Also in die Stadt? Dann müsst ihr hier durch.

Caspar: Oh, ein Schlagbaum. Müssen wir hier schon wieder Zoll zahlen?

Oktavius: Nein, nein. Das ist die Stadtgrenze. Hier dürfen nur Leute mit Berechtigung durch.

Melchior: Wir sind alle drei gleichberechtigt.

Oktavius: Das meine ich nicht. Habt ihr einen Platz in einer Herberge in Bethlehem?

Balthasar: Noch nicht. Aber das wird sich gleich ändern.

Oktavius: Seht ihr. Dann darf ich euch nicht reinlassen.

Melchior: Warum denn nicht?

Oktavius: Es ist so voll in der Stadt, es werden keine weiteren Fremden rein gelassen.

Caspar: Aha. Mit ein paar Goldstücken sind wir vielleicht nicht mehr so fremd?!

Oktavius: Wir sind hier nicht bei der Fifa.

Caspar: Oh!

Melchior: Also, was machen wir jetzt?

Oktavius: Wo wollt ihr denn hin?

Balthasar: Zum neuen König!

Oktavius: Da müsst ihr eigentlich nach Jerusalem. Das ist ja nicht weit von hier.

Balthasar: Da waren wir heute morgen schon. Da haben wir aber nur einen alten König gefunden.

Oktavius: Tja, also..

Darius: Psst, hey Oktavius! Schau dir doch die reichen Leute an. Die haben bestimmt Beziehungen. Die waren heute sogar schon beim König. Das gibt nur Ärger, wenn du die nicht rein lässt.

Oktavius: Ja und? Wie jetzt. Ist es voll in der Stadt oder nicht? Die beiden von eben lässt du nicht rein. Die drei hier aber schon. Nur weil sie reich sind? Das ist doch unfair.

Darius: Ich will nur keinen Ärger haben.

Oktavius: Ja, ich auch nicht. Aber gerecht muss es doch zugehen.

Darius: Es ist manchmal sehr mühsam mit dir eine Grenze zu bewachen.

Oktavius: Also gut, dann geht halt rein.

Oktavius hebt den Schlagbaum und winkt die drei Weisen durch.

Josef: Moment mal! Könntet ihr nicht in der Stadt nach einem Platz für uns zwei in einer Herberge suchen und uns dann die Buchungsbestätigung bringen?

Oktavius schließt den Schlagbaum wieder.

Melchior: Ich weiß nicht.

Josef: Maria ist schwanger. Das Kind kann jederzeit auf die Welt kommen. Wir brauchen dringend einen Platz in einer Herberge.

Melchior: Die beiden gehören zu uns. Dann dürfen sie jetzt auch rein.

Oktavius: Ja.

Er hebt den Schlagbaum Darius drückt ihn sofort wieder runter.

Darius: Nein, nein, nein, nein. Das geht nicht. Ihr gehört nicht zusammen. Das weiß ich. Ihr wisst ja noch nicht mal die Namen von einander.

Melchior: Balthasar, weißt du unsere Namen?

Balthasar: Das ist Caspar

Caspar: Das ist Melchior

Melchior: Das ist Maria

Maria: Das ist Josef

Josef: Das ist Balthasar.

Melchior: Seht ihr, wir wissen alle Namen.

Darius: Das gilt nicht.

Oktavius: Ihr werdet sowieso keinen Platz in einer Herberge finden. Es ist alles voll.

Melchior: (wedelt mit dem Geldbeutel herum) Ach was! Das geht schon.

Oktavius: Wir haben strikte Anweisung.

Melchior: Passt auf: ihr gebt mir eine Stunde Zeit. Ich gehe rein, suche Plätze für uns in einer Herberge und komme dann mit den Buchungsbestätigungen raus. Als Pfand lasse ich Caspar und Balthasar hier. Einverstanden?

Oktavius: Ja, das ist gut.

Darius: Für die beiden braucht ihr medizinische Versorgung.

Alle sehen Darius strafend an. Der zuckt zurück und hebt den Schlagbaum.

Melchior: Bis später!

Melchior ab. Balthasar und Caspar setzen sich zu Maria und Josef.

Caspar: Wann ist es so weit?

Maria: So wie es sich anfühlt heute noch.

Caspar: Melchior findet sicher was.

5. Szene:

Oktavius: Da kommt wieder einer. Du bist dran.

Darius sieht Oktavius grimmig an.Wirt kommt an den Schlagbaum.

Darius: Halt, wo willst du hin?

Wirt: Zum goldenen Löwen.

Darius: Hast du eine Buchungsbestätigung zum Übernachten?

Wirt: Wie oft denn noch? Ich bin der Wirt vom goldenen Löwen.

Darius: Ach so. Ja, ich erinnere mich.

Darius hebt den Schlagbaum

Caspar: Halt! Wenn du Wirt bist, dann hast du vielleicht auch noch Platz zum übernachten im Haus.

Wirt: Nein, wirklich nicht. Alles ausgebucht. Schon seit Tagen. Das tut mir leid.

Caspar: Aber es ist wirklich dringend. Sieh dir Frau an, die braucht ein Dach über dem Kopf. Sonst kommt das Kind noch auf dem Acker auf die Welt.

Wirt: Da kann ich euch nicht wirklich helfen.

Balthasar: Ach, komm schon. Ein kleines Plätzchen wirst du doch wohl noch haben. Unter der Kellertreppe meinetwegen.

Wirt: Das haben die letzten Gäste, die ich aufgenommen habe, auch schon gesagt. Wirklich, ich kann euch nicht helfen.

Balthasar: Ach was. In der Küche ist vielleicht noch Platz.

Wirt: Also das geht wirklich zu weit.... da fällt mir ein....

ich hab höchstens noch einen Stall zu bieten

Maria: Wir nehmen alles.

Wirt: Also gut, dann könnt ihr dort Quartier beziehen. Der Esel ist alt und zahnlos, vor dem braucht ihr keine Angst zu haben.

Josef: Wo müssen wir hin?

Wirt: Gleich da um die Ecke, an der Stadtmauer.

Josef (zu den Zöllnern) Wir haben eine Herberge. Braucht ihr das schriftlich?

Oktavius: Nein, nein!

Darius: Die medizinische Versorgung fehlt noch.

Maria: Wo sollen wir den jetzt einen Arzt herkriegen?

Wirt: Ich schicke euch eine Hebamme.

Josef: Ist jetzt alles gut?

daRIUS: Na schön, geht durch.

Darius hebt den Schlagbaum. Maria, Josef und der Wirt gehen zum Stall.

Wirt: Laternen hängen an der Decke. Stroh ist auch noch genug da.

Maria:

Danke, vergelts Gott.

6. Szene:

Die Hirten kommen wieder.

Darius: Ihr dürft immer noch nicht rein.

Simeon: Bitte lasst uns durch. Wir sind auch nach einer Stunde wieder draußen. Versprochen.

Oktavius: Das haben wir bei dem Reichen doch auch gemacht.

Darius: Aber nicht bei denen.

Oktavius: Ich lasse euch rein, wenn die ersten Händler die Stadt verlassen. Einverstanden?

Hirte II: Wenn die ersten Händler gehen, dann ist es zu spät. Dann bekommt man nichts mehr verkauft. Wir müssen jetzt auf den Markt.

Hirte III: Komm, lass doch. Du siehst doch, das hat gar keinen Sinn. Die wollen uns nicht in der Stadt haben.

Hirte II: So leicht gebe ich nicht auf. Bitte lassen sie uns rein. Wir haben Familien.

Darius: Ja und?

Hirte II: Wovon sollen wir leben, wenn wir nicht in der Stadt unsere Sachen verkaufen dürfen.

Hirte III: Es nützt nichts, mit denen zu diskutieren. Du kennst doch die Römer. Die machen was sie wollen und wir Hirten sind immer die Dummen.

Caspar: Uns lassen sie auch nicht rein.

Hirte II: Euch lassen sie auch nicht rein?

Hirte IV: Siehst du, nicht mal diese reichen Schnösel dürfen rein. Die meinen es wirklich ernst.

Simeon: Dann gehen wir eben wieder. (zu den Römern) Aber irgendwann werdet ihr das bereuen, das sage ich euch!

Hirte IV: Eine Schande ist das.

7. Szene:

Die Engel tauchen auf.

Simeon: Da sind noch so reiche Typen. Ich bin gespannt, ob sie die reinlassen.

Hirte III: Die anderen Reichen haben sie auch nicht rein gelassen.

Die Engel bleiben vor der Gruppe stehen und sehen sie fragend an.

Caspar: Habt ihr eine Buchungsbestätigung für eine Herberge?

Engel II: Wir wohnen bei Gott. Dort ist jeder willkommen. Von ihm kriegst du keine Buchungsbestätigung.

Caspar: Die brauchst du aber, sonst lassen die euch nicht in die Stadt.

Engel II: Wir möchten auch gar nicht in die Stadt.

Balthasar: Was wollt ihr denn dann hier?

engel Gabriel: Ich möchte mit diesen Männern und Frauen sprechen. Ich habe euch Großes zu verkünden. Denn etwas wahrhaft wunderbares ist geschehen.

Hirte II: Na, dann schieß mal los.

Engel Gabriel: (etwas irritiert) Fürchtet euch nicht.

Die Hirten sehen sich gegenseitig fragend an

Simeon: Fürchten? Wer fürchtet sich denn?

Engel Gabriel: Euch ist heute der Heiland geboren. Eure Not und euer Leid haben bald ein Ende. Ihr werden ihn finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Hirte IV: Ist das wahr? Erfüllt sich endlich, was Jesaja versprochen hat?

Engel II: So ist es.

Hirte III: Das erzählen wir gleich den anderen. Los kommt.

Hirte II: Und wo genau ist das?

engel Gabriel: Euer Herz wird euch führen. Wessen Herz offen ist für den Heiland, der wird ihn auch erkennen.

Hirte iV: Gut dann machen wir uns auf die Suche.

Simeon: Dazu müssten wir erst in die Stadt kommen. Bitte, Sie haben gehört, was der Mann gesagt hat. Lassen sie uns den Heiland suchen.

Darius: Ja und? Du hast aber auch gehört, was ich gesagt habe, oder. Ihr kommt nicht rein.

Simeon: Gut, dann warten wir hier so lange, bis wir rein dürfen.

Caspar: (zu Balthasar) Sag mal, denkst du, was ich denke?

Balthasar: Wenn du denkst, was ich denke, dann schon.

Caspar: Es wäre doch wirklich Zufall, wenn der König, den wir suchen nicht der Heiland ist.

balthasar: Stimmt. Das denke ich auch. Und es würde mich sehr wundern, wenn das nicht das Kind ist, dass da bald in diesem Stall auf die Welt kommt.

Caspar: Dann haben wir unser Ziel erreicht. Ich wusste es.

Melchior kommt angelaufen. Er ist ganz außer Atem. Er zeigt voller Stolz den Soldaten fünf Eintrittskarten.

Melchior: Seht mal, was ich hier habe.Fünf Buchungsbestätigungen für den "goldenen Herodes"

Darius: Was? Das gibt es doch gar nicht. Für dieses Luxushotel? Wie hast du denn die gekriegt.

Melchior: Ach, das war gar nicht so schwer. Die haben da noch Platz. Den muss man nur zahlen können.

Darius: Unglaublich! Das ist das vornehmste Hotel im Ort. Da dürfen nur Römer rein.

Melchior: Und wir! Jetzt dürfen wir also durch! Caspar, Balthasar, auf, kommt. Wir gehen in die Stadt. Und wo sind die beiden Leute, Maria und Josef, die wir mitnehmen wollten?

Caspar: Melchior, vergiss mal die Buchungen. Wir sind schon am Ziel.

Melchior: Was? Wo denn?

Balthasar: Wir müssen einfach in diesen Stall da. Dort ist der, den wir suchen.

Melchior: Der neue König? Sicher?

Caspar: Ganz sicher.

Balthasar: (zu den Römern) Wir wollen auch in den Stall dort. Dafür brauchen wir sicherlich auch keine Buchungsbestätigung, oder?

Oktavius: Hä? Ihr habt doch einen super Platz im goldenen Herodes. Wieso wollt ihr in den Stall?

Caspar: Und, was ist? Dürfen wir? Maria und Josef durften auch.

Oktavius: Ja, ja, natürlich. Geht nur hin.

Melchior: Und was mache ich jetzt mit den Karten. Hab ich die jetzt ganz umsonst besorgt?

Caspar: Schenk sie doch den Hirten da. Die wollen doch unbedingt in die Stadt um ihren Käse zu verkaufen.

Balthasar: Mit den Karten können sie das.

Melchior: Also gut. Hier Leute, schenke ich euch! Viel Spaß in der Stadt.

Melchior drückt Hirten III die Karten in die Hand. Die Hirten starren alle fassungslos auf die wertvollen Karten.

Balthasar: So, nun Schranke auf, bitte!

Die Römer öffnen die Schranke, die drei Weisen gehen durch.

Caspar: Die Hirten könnt ihr auch durchlassen. Die haben ja jetzt eine Buchungsbestätigung.

Darius: Nein, nein, das geht nicht. Das ist geschummelt. Die dürfen hier nicht rein.

Balthasar: Buchungsbestätigung ist Buchungsbestätigung!

Darius: Ja, aber die sind doch für euch.

Balthasar: Unser Name steht nicht drauf. Wer die Karten hat, darf rein.

Oktavius: Wo er recht hat, hat er recht.

Darius: Sag mal...

Oktavius: Wir handeln nur nach Vorschrift.

Darius: Also gut! He Leute, geht durch. Auf, das wir hier endlich wieder Ruhe haben.

Die Hirten bewegen sich nicht.

simeon: Habt ihr gehört, was die drei gesagt haben?

Hirte III: Du meinst, dass der Heiland gleich hier ist? Das wäre ja ein Ding.

Darius: Würdet ihr euch bitte etwas beeilen?

Hirte III: Äh tut mir leid, aber wir wollen eigentlich gar nicht in die Stadt.

Darius: Was ist los. Wollt ihr uns veralbern?

Hirte iV: Nein, nein. Wir wollen nur in diesen Stall.

Darius: Ich denke ihr wollt euren Käse verkaufen.

Hirte II: Verschenken. Wir wollen ihn verschenken. Wir schenken ihn dem, der da drinnen geboren ist. Und den ihr nicht in die Stadt gelassen habt.

Darius: Ja und?

Balthasar: Was heißt hier ja und? Wer euch nicht passt, den grenzt ihr aus. Und dabei merkt ihr nicht, wenn ihr den Retter der Menschen ausschließt.

Die Tür des Stalls geht auf. Josef steht mit dem Kind im Arm in der Tür.

Josef: Könnt ihr ein bisschen leiser sein, bitte. Der Junge muss sonst weinen.

Caspar: Das ist er, der neue König, den uns der Stern gezeigt hat!

Hirte III: Das ist er, der Heiland, den uns der Engel angekündigt hat.

Maria kommt aus dem Stall

Maria: Es ist also wirklich wahr. Es ist alles, wie mir der Engel einst angekündigt hat.

Die drei Weisen und die Hirten drängen sich um Josef, um das Kind zu sehen. Oktavius entfernt sich von der Schranke

Darius: Wo willst du hin?

Oktavius: Ich möchte das Wunder auch sehen, das hier geschehen ist. Ein Kind das arm und reich so friedlich zusammenführt und das uns Soldaten so doof dastehen lässt, muss ein Wunder Gottes sein.

Darius: Ja und?

Oktavius: Komm! Schau mit mir auf die Wesentlichen Dinge im Leben!

Darius: Aber wir haben einen Schlagbaum zu bewachen!

Alle: Ja und?

Wenn Sie das Krippenspiel aufführen möchten

Gerne dürfen Sie das Krippenspiel in Ihrer Gemeinde oder Schule aufführen. Bedingung hierfür ist, dass Sie mich vorher über die Aufführung informieren mit Angabe des Orts, des Zeitpunkts und des Veranstalters.

Diese Angabendarf ich zu Informtions- und Werbezwecken verwenden.

Für ein geringes Entgelt können Sie ein Rollenheft ind pdf-Format bestellen.